„Wir brauchen klare Signale der Politik“

Am Deutschen Biomasseforschungszentrum trafen sich 43 Branchenvertreter, Handwerker, Unternehmer, Wissenschaftler, Interessensvertreter und Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung, um über die künftige Regulierung der Holzöfen zu diskutieren. Zentral mit dabei war die #ofenzukunft.

Beim Thema 1. BImSchV wurde er dann doch ein wenig leidenschaftlich bei seinem Vortrag. Dr. Johannes R. Gerstner stellte in Vertretung des entschuldigten GVOB-Vorsitzenden Robert Mülleneisen die Studie der #ofenzukunft vor, an der er auch federführend mitgeschrieben hatte. Und kam direkt auch auf den Punkt: „Es ist eine Schande, dass der Gesetzgeber es in 15 Jahren nicht geschafft hat, eine sinnvolle Anschlussregelung an den 31. Dezember 2024 zu finden – wir brauchen jetzt klare Aussagen, wie es mit den Öfen weitergeht.“

Die Studie, so Gerstner, zeige nämlich deutlich, dass die Kamin- und Kachelöfen mit der Zeit gegangen sind und ihr Potenzial in Bezug auf Effizienz und Luftreinhaltung noch lange nicht ausschöpfen. Nicht mit der Zeit, so seine Kritik, ist die Gesetzgebung gegangen, die noch immer auf dem Stand von vor 15 Jahren ist. Er forderte nicht nur sinnvolle Übergangsregelungen, sondern eine künftige Gesetzgebung, die die aktuellen Möglichkeiten der modernen Feuerstätten berücksichtigt. „Über ein Verbot,“ so Gerstner, „brauchen wir angesichts der Innovationen und Leistungsfähigkeit der Branche schon lange nicht mehr debattieren.“

Auch Professor Dr. Hartmann (HTWK Leipzig/DBFZ) stellte Erkenntnisse seiner aktuellen Forschung vor und bezog sie auf mögliche Änderungen in einer neuen BImSchV. Vor allem Realemissionen und Vor-Ort-Messungen sollten nach seiner Aussage in der neuen Gesetzgebung eine Rolle spielen. Auch über eine großflächige Ausstattung der Feuerstätten mit Sekundärmaßnahmen wie Katalysatoren oder Staubabscheidern müsse man nachdenken.

Bernd Weishaar, stellvertretender Vorsitzender der Clean Exhaust Association CEA, stellte eine Studie zum Thema elektrostatische Staubabscheider vor. Er machte deutlich, dass wir bereits jetzt wertvolle Zeit verlieren: „Wir könnten viel mehr erreichen, wenn Staubabscheider um größeren Umfang als heute verbaut wären.“ Würde man nur alle auch jetzt noch austauschpflichtigen Öfen mit einem Abscheider ausstatten, dann könnte man laut der Studie sofort acht Prozent Feinstaub einsparen.

In der anschließenden Diskussion ergaben sich viele Punkte, die eine künftige Regelung berücksichtigen kann. Besonders die Vor-Ort-Messung von Realemissionen fand größere Beachtung, auch die Forderung nach wissenschaftlich begründeten Grenzwerten wurde von vielen Diskutanten als wesentlich angesehen. Bei all dem sollte jedoch eines nicht vergessen werden, so Gerstner: „Die Innovationen und die technologische Hochrüstung der Geräte muss bezahlbar bleiben. Jeder sollte die Möglichkeit haben, einen Ofen guten Gewissens zu betreiben.“

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