Der Schornstein ist notwendig, um die Abgase eines Ofens nach außen zu führen. Für den Schornstein gibt es verschiedene regionale Begriffe, die grundsätzlich dasselbe meinen. In Süddeutschland, Österreich (die Österreicher sagen „Raucher“) und der Schweiz wird der Schornstein Kamin genannt – missverständlicherweise ebenso, wie etwa eine offene Feuerstätte. In Mitteldeutschland ist regional der Begriff Esse verbreitet.
Der Schornstein nutzt den Kamineffekt. Der Feuerraum heizt sich auf, durch den Temperaturunterschied zur Schornsteinmündung wird ein Förderdruck zwischen 12 und 18 Pascal erzeugt. Dieser Druckunterschied saugt das Abgas durch den Kamin ins Freie. Dieser Kamineffekt funktioniert am besten bei niedrigen Außentemperaturen – ist also während der Heizphase kein Problem. Damit ein Ofen gut funktioniert, muss der Schornstein auf ihn abgestimmt sein. Wichtig sind dabei die Länge wie auch der Durchmesser. Bei der Abstimmung berät der Schornstein- oder Ofenbauer, der Schornsteinfeger nimmt am Ende die Feuerstätte in Kombination mit der Abgasanlage ab.
Schornsteine gibt es in verschiedenen Materialien. Der klassische Schornstein ist der keramische Schornstein, der aus mineralischem Material entweder individuell gemauert oder vormontiert eingebaut wird. Er wird meist bei einem Neubau gleich von Anfang an eingeplant und gebaut. Wurde beim Neubau kein Schornstein geplant, muss eine Abgasanlage nachgerüstet werden. Nachgerüstete Abgasanlagen sind in den meisten Fällen aus Edelstahl und sind von außen sichtbar am Gebäude montiert.
Die Schornsteinhöhen sind in der Vergangenheit öfter Streitpunkt politischer Diskussionen gewesen. Der Gesetzgeber wollte mit einer Erhöhung des Schornsteins für Festbrennstoffe die Belastung der Außenluft mit gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen […] verringern. Dabei wurden die Vorgaben für den Neubau eines Schornsteins oder eine „wesentliche Änderung“ verschärft. So müssen nach der am 1. Januar 2022 in Kraft getretenen Verordnung Schornsteine den First um mindestens 40 Zentimeter überragen. Das bedeutet, dass Schornsteine teilweise beachtliche Höhen erreichen können. Das passiert zum Beispiel, wenn sie nicht in der Nähe eines Dachfirsts sind, oder wenn sie auf einem Flachdach errichtet werden. Dann reichen die 40 Zentimeter nämlich nicht mehr aus, sondern es wird eine fiktive Dachneigung angenommen – mit entsprechenden Folgen für den Schornstein.
Statisch kann es in einigen Fällen zu Problemen führen, auch steigen so die Baukosten, die Bundesregierung selbst geht in ihrem Gesetzesentwurf von 50,3 Millionen Euro Mehrkosten für Bürgerinnen und Bürger aus. Dadurch steigen natürlich die Baunebenkosten, der Wohnungsbau wird grundsätzlich erschwert. Der Vollzug wurde in einzelnen Bundesländern angesichts ungeklärter Fragen verzögert, bis heute wurde die Verordnung nicht an die gültigen Normen. Es ist nach wie vor fraglich, ob die Verlängerung des Schornsteins tatsächlich eine Verbesserung der Emissionen bringt. Experten kritisieren, dass durch die verpflichtende Verlängerung in einigen Fällen zu einem höheren Unterdruck führen kann, der einer sauberen Verbrennung entgegensteht.
Ein Schornstein muss regelmäßig gereinigt und bei Bedarf auch saniert werden. Für die Reinigung sorgt der Schornsteinfeger, der je nach Bedarf bis zu drei Mal im Jahr den Schornstein kehrt. Schädigen Bestandteile des Rauchgases den Ofen, muss er instandgesetzt werden. Dafür sorgen Schornsteinsanierer und -bauer, von denen es etwa 400 Betriebe in Deutschland gibt.
Quellen:
Studie #ofenzukunft: Regenerative Wärme aus Holz als notwendiger Partner der Klimawende 2050
BR-Drs. 607/21: Erste Verordnung zur Änderung der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen.
DHZ (2021): Änderung der 1. BImschV. Höhere Schornsteine bei Neubauten seit 2022 Pflicht. Online über: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/hoehere-schornsteine-bei-neubauten-201668