Dr. Johannes R. Gerstner: Obwohl Katalysatoren in den aktuellen Ecodesign-Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle spielen: Welche Potenziale sehen Sie darin, mit Ihren Katalysatoren neue Holzöfen umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten?
Frank Hoferecht: Katalysatoren ermöglichen in erster Linie eine deutliche Reduktion von gasförmigen Emissionen, wie Kohlenmonoxid (CO) und organischen Kohlenstoffverbindungen (OGC) im Abgas. In unserem zweistufigen Katalysator-System etwa arbeitet der erste Katalysator, der direkt unterhalb der Flammprallplatte angeordnet ist, bei sehr hohen Temperaturen und oxidiert bereits in der Anbrandphase CO zu CO₂, während der zweite Katalysator, der hinter der Flammprallplatte in die Feuerung integriert ist, bei geminderten Abgastemperaturen CO und OGC mindert. Das hat zwei große Vorteile: Erstens wird der Schadstoffausstoß gerade während der kritischen Anheizphase minimiert, und zweitens lässt sich insgesamt ein saubereres Verbrennungsprofil erreichen. Durch das zweistufige Katalysatorsystem werden 2 zusätzliche Chancen zur Emissionsminderung in der Feuerung genutzt. In Kombination mit optimierter Abbrandsteuerung und gegebenenfalls einem Staubabscheider ließe sich so ein Holzofen konzipieren, der strenge Ecodesign-Grenzwerte mit Leichtigkeit einhält und gleichzeitig den Brennstoffverbrauch optimiert.
Dr. Johannes R. Gerstner: Wie gut lassen sich Ihre Katalysatoren in bestehende und künftige Holzofenmodelle integrieren, und welche technischen oder wirtschaftlichen Faktoren beeinflussen diese Integration?
Frank Hoferecht: Die Integration ist grundsätzlich sehr gut möglich; entscheidend sind zwei Faktoren: die Baugröße des Katalysators und die Beschichtungsauswahl. Wir bieten modulare Katalysatoren in unterschiedlichen Größen an, sodass zum Beispiel für einen 8-kW-Ofen ein passender Einsatz erhältlich ist. Technisch muss der Ofen eine ausreichende Bauhöhe im Abgasweg haben, damit der Katalysator und auch der vorgeschriebene Bypass optimal platziert werden kann, ohne den Unterdruck im System maßgeblich zu beeinflussen. Wirtschaftlich spielt die Automatisierung der Fertigung eine Rolle: Sobald wir die vollständig automatisierte Beschichtungsstraße vollumfänglich auslasten können, rechnen wir damit, dass die Material- und Produktionskosten für einen Standardkatalysator gravierend gemindert werden können. Abhängig von der Art und der Beschichtung des Katalysators kann eine Halbierung des Preises, im Vergleich zu einer Handbeschichtung, erreicht werden. Für den Hersteller bedeutet das eine verhältnismäßig geringe Mehrinvestition, die sich durch niedrigere Emissionsabgaben oder Imagevorteile schnell amortisieren kann. Insbesondere mindert ein Katalysator die Geruchsbelästigung durch Holzbrand-Abgase, indem die langkettigen organischen Kohlenwasserstoffe gemindert werden. Das ist ein spürbarer Effekt im Wohnviertel und in der Nachbarschaft.
Dr. Johannes R. Gerstner: Werden durch den Einsatz von Katalysatoren die Anschaffungskosten von Holzöfen deutlich steigen, und glauben Sie, dass sich die meisten Kunden diese zusätzlichen Ausgaben leisten können?
Frank Hoferecht: Wenn ein Ofen ab etwa 2.500 Euro verkauft wird und ein Katalysator hochautomatisiert und in großen Stückzahlen produziert wird, wirkt sich der Preis für einen Katalysator kaum auf den Listenpreis der Feuerung aus. Selbst wenn Hersteller den Aufpreis für den Katalysator teilweise weitergeben, liegen wir vermutlich bei wenigen Prozent Aufpreis auf den Listenpreis, was angesichts der Einsparungen bei Feinstaub- und CO-Abgaben sowie des Imagegewinns kaum ins Gewicht fällt. Viele Hersteller setzen Katalysatoren ohnehin schon ein, ohne dies offensiv zu bewerben, weil sie die Emissionsgrenzwerte der gültigen Vorgaben dadurch leichter einhalten. Ich bin also überzeugt, dass sich die Zusatzkosten aus Kundensicht im vertretbaren Rahmen bewegen und langfristig durch geringere Umweltabgaben oder mögliche Förderprogramme kompensiert werden.
Dr. Johannes R. Gerstner: Sehen Sie Ihre Katalysatoren in direkter Konkurrenz zu elektrostatischen Staubabscheidern? Welche Vor- und Nachteile bieten diese beiden Technologien im Vergleich?
Frank Hoferecht: Es handelt sich nicht um einen Entweder-oder-Vergleich, sondern eher um eine sinnvolle Ergänzung. Katalysatoren zielen primär auf die Oxidation von CO und OGC ab, während elektrostatische Staubabscheider Partikel abscheiden . Ein Katalysator fördert eine Oxidation der Abgase mit Sauerstoff und sorgt so für die Minderung der gasförmigen Emissionen, der Staubabscheider reduziert die Partikelkomponenten im Abgas. Zwar ist der Staubabscheider in den letzten Jahren stärker nachgefragt worden – gerade im Jahr vor der letzten Nachrüstfrist der 1. BImSchV –, doch beide Technologien zusammen liefern das beste Gesamtergebnis. Technisch gesehen ist ein Katalysator einfacher zu integrieren, weil er keinen zusätzlichen Energiebedarf hat, während ein elektrostatischer Abscheider Strom braucht und mehr Platz benötigt. Umgekehrt fängt der Staubabscheider Feinstaub und Staub deutlich effektiver auf, was beim Katalysator nur als Nebeneffekt der Fall ist. Deshalb sehe ich die beiden Technologien nicht als Konkurrenten, sondern als komplementäre Bausteine für saubere Verbrennung.
Dr. Johannes R. Gerstner: Wie könnte Ihrer Meinung nach der Einsatz von Katalysatoren in die gesetzliche Regulierung von Holzöfen integriert werden, um Emissionen weiter zu reduzieren?
Frank Hoferecht: Wichtig wäre zunächst, konkrete Emissionsgrenzwerte zu definieren, die praxisnah sind und technisch erreichbar bleiben. Ich würde vorschlagen, Grenzwerte für CO und OGC einzuführen, die speziell auf den Betrieb mit Katalysatoren ausgelegt sind, also etwa ein Limit, das nur mit Oxidationskatalysatoren erreicht werden kann. Außerdem sollte die Regulierung eine einfache Nachrüstmöglichkeit vorsehen, sodass Bestandsöfen mit modularen Katalysatoren nachträglich ausgestattet werden können. Abschließend brauchen wir standardisierte und reproduzierbare Messvorschriften , die sowohl von Schornsteinfegern als auch von Prüflaboren angewendet werden können, um Fehlabsprachen und Unsicherheiten zu vermeiden.
Dr. Johannes R. Gerstner: Wie verbreitet sind Katalysatoren in aktuellen Holzofenmodellen? In welchen Märkten oder Regionen finden sie bereits Anwendung?
Frank Hoferecht: Europäisch gesehen schätze ich, dass unter 10 % der neu verkauften Öfen mit Katalysatoren ausgestattet sind. In Ländern wie Italien, Skandinavien oder Belgien findet man vereinzelte Hersteller, die ihre Spitzenmodelle serienmäßig mit Katalysatoren ausliefern, oft ohne dies besonders zu bewerben. In Deutschland sind es vor allem kleinere Nischenanbieter, die schon aktiv auf Katalysatoren setzen, aber auch der ein oder andere große Hersteller im deutschen Markt hat bereits besonders emissionsarme Serien mit Katalysatoren im Programm. Der Massenmarkt hat noch Nachholbedarf, weil viele Kunden den Zusatznutzen nicht erkennen und die Händler ihn nicht ausreichend kommunizieren. Hier ist großes Potenzial vorhanden. Mit dem passenden Marketing können Katalysatoren in der Branche vermarktet werden.
Dr. Johannes R. Gerstner: Welche konkreten Wünsche oder Anforderungen haben Sie an eine künftige Regulierung, damit der Einsatz von Katalysatoren gefördert wird, ohne die Branche zu überlasten?
Frank Hoferecht: Zunächst einmal benötigen wir transparente und realistisch bemessene Grenzwerte, die technisch machbar sind – sie sollten Hersteller motivieren, in katalytische Lösungen zu investieren, ohne das gesamte Portfolio zu verteuern. Zweitens wäre es sinnvoll, klare Vorgaben zu schaffen, ab welcher Ofengröße oder Leistungsklasse ein Katalysator vorgeschrieben ist, damit es keine Lücken gibt, in denen Billigmodelle ohne jeglichen Emissionsschutz verkauft werden. Drittens plädiere ich für Förderprogramme oder Steueranreize, die den Mehrpreis eines Katalysators für den Endkunden abfedern. Schließlich muss die Regulierung darauf achten, dass die Eich- und Prüfverfahren einheitlich sind und insbesondere Schornsteinfeger geschult werden, damit sie Katalysatoren nicht als „mysteriöse Technologie“ ablehnen, sondern deren Vorteile aktiv kommunizieren. Nur so schaffen wir es, Katalysatoren als festen Standard zu etablieren und gleichzeitig Verbraucher, Handwerk und Hersteller nicht zu überfordern.