Opposition nimmt Habeck den Biomasse-Vorstoß nicht ab

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, hat jetzt einen ersten Einblick in die geplante Reform des Energiewirtschaftsgesetzes gegeben: Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kündigte er jetzt ein „umfassendes Biomassepaket“ an. „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen“, sagte der Grünen-Politiker. Gegenwind gab es von der Opposition: „Habecks Vorstoß bei der Biogas-Förderung ist wenig glaubhaft“, sagt Steffen Bilger, Vize-Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.

“Kurz vor wichtigen Landtagswahlen erklärt Bundesminister Habeck seine Sympathie für Biomasse – das ist unglaubwürdig! Denn seit sie in der Bundesregierung sind, haben die grünen Bundesminister Bioenergie behindert und die Potenziale für den Klimaschutz ignoriert“, sagt Steffen Bilder. Er ist in der CDU/CSU-Fraktion unter anderem zuständig für die Themen Landwirtschaft, Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz.

Grundlegender Haltungswandel nötig

Bilgers Ansicht nach sei es „höchste Zeit, dass die Grünen das überholte Feindbild, das sie von der Bioenergie pflegen, endlich ablegen.“ Zuletzt offengelegt habe dieses der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes im Verantwortungsbereich von Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Dort werde Heizen mit Holz auf einmal und wissenschaftlich nicht haltbar zum Klimasünder abgestempelt. „Solange Habeck in seiner Partei nicht für einen grundlegenden Haltungswandel gegenüber der Bioenergie sorgt, seien die Land- und Forstwirte in Deutschland zurecht misstrauisch gegenüber seinen wohlklingenden Ankündigungen“, sagte Bilger.

Opposition sieht großes Potenzial für Holz

Laut dem Vize-Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, sei es ein großer Fehler, aus ideologischen Gründen auf Holz im Energiemix der Zukunft zu verzichten. Auf Nachfrage der Initiative Ofenzukunft ergänzte Bilger: „Gerade im ländlichen Raum spielt das Heizen mit Holz eine gewichtige Rolle. Ich sehe auch in Zukunft ein großes Potenzial für Holz als heimischem, nachwachsendem Energieträger.“ Zudem ersetze Holz fossile Energieträger und habe deshalb seinen Platz in jeder vernünftigen Klimaschutzstrategie.

Biomasse als Fallback für Sonne und Wind

Ein Sprecher von Habeck ergänzte auf Nachfrage der FAZ die Sichtweise des Ministers: Biomasse sei „eine begrenzte und wertvolle Ressource“, die intelligent eingesetzt werden müsse, wird der Sprecher zitiert. Die Idee sei, Biomasse zu nutzen, um die schwankende Stromerzeugung etwa von Windrädern und Solaranlagen auszugleichen. Biomasse-Kraftwerke, die flexibel nach Bedarf produzieren, sollen mehr Förderung bekommen. Geld solle es außerdem nur noch für Tageszeiten geben, zu denen Strom gebraucht wird. Bei der künftigen Förderung sollen nach Angaben des Ministeriums unter anderem Anlagen mit einem Anschluss an ein Wärme- oder Gebäudenetz bevorzugt werden.

Energiewende ohne Holz nicht machbar

Für die Initiative ofenzukunft bewertete Sprecher Robert Mülleneisen den ersten Ausblick auf die neuen Energiewirtschaftspläne der Regierung: „Ohne die Nutzung nachwachsender heimischer Rohstoffe wie Holz wird die Energiewende nicht gelingen!“ Wer nur an eine Verstromung von Biomasse denke, sei auch auf dem falschen Weg: „Das Heizen mit Holz muss zum festen Baustein im Energiekonzept der Bundesregierung werden.“

Hält die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die energetische Nutzung von Biomasse künftig fördern zu wollen, für unglaubwürdig: Steffen Bilger, Vize-Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto Tobias Koch
5 1 Abstimmung
Artikel Bewertung
Abonnieren
Benachrichtigung von
0 Kommentare
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
Suche

Aktuelles
Die neuesten Beiträge

Newsletter

Anmeldung Newsletter

Kommen Sie mit uns ins Gespräch

Weitere Beiträge

  • Zahlen
  • Wirtschaft
  • Innovationen
  • Positionen
  • Umwelt

Schadstoffbelastung der Luft war in 2023 so gering wie nie zuvor

14. Mai 2024

Die Schadstoffbelastung der Luft in Deutschland hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren in etwa halbiert: Die Werte für Fein-staub und Stickstoffdioxid waren im vergangenen Jahr so niedrig wie noch nie zuvor.

Wie wichtig ist Holz für die Wärmeversorgung in Deutschland?

6. Juni 2023

In den Diskussionen um die Wärmeversorgung in deutschen Haushalten spielt vor allem die Frage der Versorgungssicherheit mit Erdgas eine große Rolle. Und das nicht zu Unrecht, denn Erdgas als Energieträger sicherte 2018 mit 255 TWh 39,6 Prozent des Energieverbrauchs deutscher Haushalte. Gerade beim Thema Wärme, die mit 537,7 TWh den Löwenanteil privaten Energieverbrauchs ausmacht, ist Erdgas der wichtigste Energieträger.

Steht in Deutschland ausreichend Holz als Brennstoff zur Verfügung?

5. Juni 2023

Deutschland kann bei einer nachhaltigen Holz- und Waldwirtschaft durchaus global als Vorbild gesehen werden. Holz ist – sofern es aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt – als klimaneutral anzusehen. Grundlage hierfür ist jedoch, dass jeder Einschlag, jede Entnahme, zwingend mit einer Aufforstung verbunden ist. Bereits beim Blick zu europäischen Nachbarn sieht dies aber anders aus. Rumänien leidet stark unter teilweise illegalen Kahlschlägen ganzer Landstriche.

0
Ich würde mich über Ihre Meinung freuen, bitte kommentieren Sie.x
Nach oben scrollen