Die Wärmewende in Deutschland – der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Brennstoffe – geht viel langsamer voran als erwartet: So meldete der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), dass aktuell die Nachfrage nach neuen Heizungen sinkt. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 2023 habe der Absatz ein Minus von 39 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum auf 325.000 Stück verbucht. Eine rückläufige Nachfrage erlebt derzeit auch die Ofenbaubranche.
Kaufzurückhaltung durch Verunsicherung
„Wir erleben, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt. Hier wurden Erwartungen geweckt, die sich in der Realität kaum halten lassen. Insbesondere ist es in der Beratung der Bürgerinnen und Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf“, begründet BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die Marktsituation.
Wärmepumpen nicht sehr gefragt
Vor allem bei den Wärmepumpen war der Rückgang heftig. Hier halbierte sich die Anzahl der verkauften Wärmepumpen auf 74.000. Das Ziel der Bundesregierung, dass ab 2024 in Deutschland jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden, ist dem Verband zufolge nicht erreichbar; er prognostiziert einen Absatz von nur 200.000 Wärmepumpen bis zum Jahresende. Auch Gas- und Pelletheizungen wurden deutlich weniger verkauft. Bei Ölheizungen gab es hingegen ein deutliches Plus von einem Viertel auf 47.500 – diese Anlagen machten damit etwa ein Siebtel des Marktes aus.
Hälfte des Anlagenbestands technisch veraltet
Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklung weist der BDH auf den Anlagenbestand hin: Von rund 21,5 Millionen Heizungen in Deutschland gilt rund die Hälfte als technisch veraltet. Mit dem nun zunehmend schleppenden Modernisierungstempo laufe die Politik Gefahr, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen. Der BDH empfiehlt hier dringend gegenzusteuern und unter anderem die Kommunikation in Richtung Endverbraucher deutlich zu intensivieren und über GEG-konforme Technologien und Fördermöglichkeiten in der Breite zu informieren.
Kommunikation muss verbessert werden
Unzufrieden mit dem Austausch alter Holzöfen ist auch hier die Branche: In 2023 wurden gerade einmal gut 125.000 Geräte ausgetauscht. Aktuell dürfte die Nachfrage noch schwächer sein, obwohl die Bundesimmissionsschutzverordnung den Austausch von bis zu 3 Mio. Öfen erfordere. „Die Bundesregierung muss anfangen, die Wärmwende positiv zu kommunizieren. Und aufhören, die Verbraucher zu verunsichern“, sagt Robert Mülleneisen, Sprecher der Initiative #ofenzukunft des GVOB.
Neue Technologien gezielt fördern
Bezogen auf das Heizen mit Holz erwartet er eine gezielte Förderung moderner Technologien zur Emissionsminderung. „Das Verunglimpfen des Heizens mit Holz bringt nichts nach vorne, schürt in Zeiten einer unsicheren Energieversorgung nur Frust und Widerstand.“ Nur die Zügel anzuziehen, wie zum Beispiel durch eine Verschärfung der Grenzwerte bei den Abgasemissionen, bedeute noch nicht, dass zeitnah die Luftbelastung sinke. Eine schnelle Wärmewende, so Mülleneisen, sei nur unter kluger Nutzung aller verfügbaren Technologien und Ressourcen möglich.