Wenn es nach den Umwelt-Ideologen in Berlin und Dessau geht, ist die Wärmewende allein mit Strom aus erneuerbaren Energien möglich. „Das stimmt so nicht“, sagt Prof. Andreas Schulte, Waldökologe an der Uni Münster. Und er weiß sich damit in bester Gesellschaft – der Energiewirtschaft. Schulte ist sich auch mit der Initiative #ofenzukunft einig: Holz muss zu einem wichtigen Baustein der Energiewende in Deutschland werden!
Wer die Stromnetze betreibt, weiß seit Jahren, dass ein hochindustrialisiertes Land wie Deutschland nicht allein mit Strom aus erneuerbaren Energien zu betreiben ist. Um die Netzlast bei Windstille und Dunkelheit stabil zu halten, braucht es eine vergleichbar große Kraftwerksleistung, die dann temporär hochgefahren wird. Seitdem die letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sind, haben das Kohle-, Braunkohle und Gaskraftwerke geschafft. Oder es wurde Atomstrom aus dem Ausland dazu gekauft.
Rolle von Holz muss neu definiert werden
Im Zuge der Kommunalen Wärmeplanung – aber auch in der Diskussion um die Zukunft des Heizens mit Holz in den Privathaushalten – geht es neuerdings immer häufiger um die Frage, welche Rolle der Brennstoff Holz im künftigen Wärmemix spielen kann und sollte. Viele Klimaschützer möchten den Wald ausschließlich als CO2-Senke nutzen; Waldexperten aus Wissenschaft und Wirtschaft halten dagegen, dass nur ein bewirtschafteter Wald den höchstmöglichen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Fast die Hälfte wurde bislang exportiert
Noch wird die Zukunft der Wärmeversorgung exportiert: In den vergangenen fünf Jahren hat Deutschland 52,3 Mio. Kubikmeter Holz exportiert, davon fast die Hälfte in großen Schiffscontainern nach China. Nur 61,6 Mio. Kubikmeter wurden den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge im Land als Energieholz genutzt. „Deutschland handelt wie ein Entwicklungsland, exportiert wertvolle Rohstoffe, statt sie im Land zu verarbeiten oder energetisch zu nutzen“, stellt Prof. Schulte im Gespräch mit der Initiative #ofenzukunft fest. Vor 2019 wurde noch mehr Holz importiert als exportiert. Schulte weiß, dass der Export den Mechanismen des Marktes folgt, denn im Ausland bekommen die deutschen Waldbauern mehr Geld für ihr Holz als im Inland. Auch kann der heimische Markt bei einer schwächelnden Bauwirtschaft nur bedingt ein Überangebot aufnehmen, dass immer wieder durch Stürme, Trockenheit und Schädlingsbefall entsteht.
„Heizen mit Holz ist wichtig für Deutschland“
Hoffnung besteht, dass die Bundesregierung Wert und Verfügbarkeit des heimischen Rohstoffs in der laufenden Energiekrise endlich anerkennt. Schulte: „Deutschland ist das waldreichste Land Europas. Wir müssen nicht Kohle aus Australien und Südamerika über die Weltmeere schippern, um unseren Wärmebedarf zu decken.“ Das sieht auch Robert Mülleneisen als Sprecher der Initiative #ofenzukunft so: „Es ist an der Zeit, dass unsere Energiepolitiker endlich begreifen, wie wichtig das Heizen mit Holz für Deutschland ist.“ Holz könne allein die Probleme der Energiekrise und der ebenso gewollten wie nötigen Decarbonisierung der Energieproduktion nicht lösen. Aber Holz müsse als Teil der Lösung zwingend ins Kalkül gezogen werden.
Noch ein Skandal: Giftgas-Alarm im Hafen
Nachtrag: Prof. Schulte hat sich den Umgang mit Exportholz einmal genauer angeschaut und fand dabei heraus, dass die in Container gepackten Chargen noch in deutschen Häfen mit dem hochgiftigen und klimaschädlichen Sulfurylfluorid (SF) begast werden. Das soll den Export von Schädlingen verhindern. Und wird nach Einwirkzeit noch im Hamburger Hafen in die Luft entlassen. „Container-Lüftung“ heißt das im Fachjargon. Das ganze Video zum Thema finden Sie unter https://youtu.be/fJ6jQFKx2G0.