In den vergangenen Jahren wurden dem deutschen Wald jährlich zwischen 66 und 82 Mio. Kubikmeter Holz entnommen. Nur rund 16 Mio. Kubikmeter davon wurden in privaten Haushalten zum Heizen genutzt. Trotzdem empfiehlt eine Studie, das Heizen mit Holz weiter einzuschränken. Collage: Initiative #ofenzukunft

Biomasse: Alte Daten für eine neue Strategie wenig hilfreich

Wie viel Holz steht künftig zum Bauen, Heizen oder für die Herstellung von Holzprodukten zur Verfügung? Welche Rolle spielen Abfälle und Reststoffe als Energie- und Rohstofflieferanten? Diese und weitere Fragen beantwortet ein aktueller Hintergrundbericht, den die sechs Forschungsinstitute Öko-Institut, Deutsches Biomasseforschungszentrum, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung sowie die Thünen-Institute für Marktanalyse und Waldwirtschaft erstellt haben. Das Umweltbundesamt (UBA) hat den Bericht in Auftrag gegeben, „um die Ausgestaltung politischer Prozesse zur Biomassenutzung zu unterstützen.“

Aktuell liegt das Thema Nationale Biomassestrategie auf Eis. Ob die neue Regierung mit alten Gutachten daran weiterarbeiten will, bleibt abzuwarten. „Wir hoffen, dass sich der Kurswechsel der neuen Regierung nicht nur im Namen des Wirtschaftsministeriums wiederfindet, sondern auch in der Strategie“, sagt Robert Mülleneisen, Sprecher der Initiative #ofenzukunft. Zu Habecks Zeiten habe der Klimaschutz die Energiepolitik diktiert, künftig werde hoffentlich die Versorgungssicherheit die Richtung vorgeben. Dabei würde auch eine Zusammenfassung von Gutachten, die unter alten Prämissen geschrieben wurden, wenig helfen, so Mülleneisen.

Biomassenutzung reduzieren?

Der alte Duktus ist bekannt: Um Deutschlands Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität, Moorbodenschutz und Flächenverbrauch zu erreichen, muss die heutige Biomassenutzung an vielen Stellen verlagert oder reduziert werden. Holz beispielsweise sollte den Gutachtern zufolge nur noch in geringem Umfang als Energielieferant genutzt werden. Stattdessen sollte der Rohstoff künftig verstärkt zum Bauen und zur Herstellung langlebiger Produkte genutzt werden.

Ein Drittel Deutschland ist Wald

Das Hintergrundpapier stellt auch den Status Quo der Erzeugung und Nutzung von Biomasse in Deutschland dar. So besteht die Landesfläche von rund 36 Millionen Hektar (ha) zu etwa 35 Prozent aus Ackerland, zu 18 Prozent aus Grünland, zu 31 Prozent aus Wald, zu zwei Prozent aus Feuchtgebieten und Gewässern und zu 13 Prozent aus Siedlungs- und Verkehrsflächen. Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre nahm die Siedlungsfläche um 83 ha und die Waldfläche um 76 ha pro Tag zu, während landwirtschaftlich genutzte Flächen um 116 ha pro Tag abnahmen. Der Wald in Deutschland befindet sich zu 52 Prozent in staatlichem Besitz und zu 48 Prozent in privater Hand. Im Staatswald sind Nadel- und Laubbäume zu gleichen Teilen vertreten, im Privatwald 60 Prozent Nadel- und 40 Prozent Laubbäume. Bei den Nadelbäumen dominieren Fichte und Kiefer; Lärche, Tanne und Douglasie haben deutlich geringere Flächenanteile. Bei den Laubbäumen dominieren Buche und Eiche.

2020 kamen nur 16 Mio. m³ Holz in den Ofen

In den vergangenen zehn Jahren wurden jährlich rund 66 bis 82 Millionen Kubikmeter (Mio. m³) Holz aus dem Wald entnommen. Dabei wurde viermal mehr Nadelholz als Laubholz geerntet. Hinzu kommen etwa 45 Mio. m³ an Sägenebenprodukten, Altholz und weiteren Reststoffen. Das Holz wurde im Jahr 2020 zu 53 Prozent stofflich und zu 47 Prozent energetisch genutzt. Für die Herstellung von Holzprodukten und im Bausektor wurden überwiegend Nadelholz und Holzreste verwendet, Laubholz nur in geringerem Umfang. Für die Energieerzeugung werden vor allem Altholz, Industrieholz sowie Restholz aus der Pflege von Wäldern und anderen Gehölzen sowie große Mengen an Waldholz genutzt. So wurden im Jahr 2020 rund neun Mio. m³ Laubholz und rund sieben Mio. m³ Nadelholz überwiegend von privaten Haushalten verfeuert.

Hier zum Download
Abschlussbericht: Bausteine für eine Biomassestrategie: Biomassepotenziale und Erwartungen an ihre künftige Nutzung (BIOSTRAT)

Kurzbericht: „Hintergrundinformationen zum Status Quo der Land- und Forstwirtschaft in Deutschland und zukünftigen Biomassepotenzial für die Erarbeitung der NABIS“

In den vergangenen Jahren wurden dem deutschen Wald jährlich zwischen 66 und 82 Mio. Kubikmeter Holz entnommen. Nur rund 16 Mio. Kubikmeter davon wurden in privaten Haushalten zum Heizen genutzt. Trotzdem empfiehlt eine Studie, das Heizen mit Holz weiter einzuschränken. Collage: Initiative #ofenzukunft
In den vergangenen Jahren wurden dem deutschen Wald jährlich zwischen 66 und 82 Mio. Kubikmeter Holz entnommen. Nur rund 16 Mio. Kubikmeter davon wurden in privaten Haushalten zum Heizen genutzt. Trotzdem empfiehlt eine Studie, das Heizen mit Holz weiter einzuschränken. Collage: Initiative #ofenzukunft
5 1 Abstimmung
Artikel Bewertung
Abonnieren
Benachrichtigung von
0 Kommentare
Älteste
Neuestes Meistgewählt
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
Suche

Aktuelles
Die neuesten Beiträge

Newsletter

Anmeldung Newsletter

Kommen Sie mit uns ins Gespräch

Weitere Beiträge

  • Zahlen
  • Wirtschaft
  • Innovationen
  • Positionen
  • Umwelt

Schadstoffbelastung der Luft war in 2023 so gering wie nie zuvor

14. Mai 2024

Die Schadstoffbelastung der Luft in Deutschland hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren in etwa halbiert: Die Werte für Fein-staub und Stickstoffdioxid waren im vergangenen Jahr so niedrig wie noch nie zuvor.

Wie wichtig ist Holz für die Wärmeversorgung in Deutschland?

6. Juni 2023

In den Diskussionen um die Wärmeversorgung in deutschen Haushalten spielt vor allem die Frage der Versorgungssicherheit mit Erdgas eine große Rolle. Und das nicht zu Unrecht, denn Erdgas als Energieträger sicherte 2018 mit 255 TWh 39,6 Prozent des Energieverbrauchs deutscher Haushalte. Gerade beim Thema Wärme, die mit 537,7 TWh den Löwenanteil privaten Energieverbrauchs ausmacht, ist Erdgas der wichtigste Energieträger.

Steht in Deutschland ausreichend Holz als Brennstoff zur Verfügung?

5. Juni 2023

Deutschland kann bei einer nachhaltigen Holz- und Waldwirtschaft durchaus global als Vorbild gesehen werden. Holz ist – sofern es aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt – als klimaneutral anzusehen. Grundlage hierfür ist jedoch, dass jeder Einschlag, jede Entnahme, zwingend mit einer Aufforstung verbunden ist. Bereits beim Blick zu europäischen Nachbarn sieht dies aber anders aus. Rumänien leidet stark unter teilweise illegalen Kahlschlägen ganzer Landstriche.

Dies schließt sich in 0Sekunden

Nach oben scrollen
0
Ich würde mich über Ihre Meinung freuen, bitte kommentieren Sie.x