Womit kann man die Emissionen eines Holzofens am besten reduzieren?

Im besten Fall werden Holzöfen sauber wie eine Wärmepumpe

In einer Kurzstudie mit dem Titel „Emissionsminderung an Holzfeuerungen durch Kombination von schulischen und technischen Maßnahmen“ ist jetzt der erste Beweis erbracht worden, dass eine umweltgerechte Holznutzung in privaten Öfen schon heute möglich ist. Der Schadstoffausstoß kann zeitnah um bis zu 95 Prozent gesenkt werden durch eine Kombination zweier Maßnahmen: Zum einen durch eine Schulung der Ofenbesitzer und zum anderen durch eine technische Aufrüstung der Öfen durch Staubabscheider und Katalysatoren.

Väter der Studie, die vor kurzem auf der Forschungsplattform Mendeley Data veröffentlicht wurde, sind Prof. Dr. Ingo Hartmann vom Deutschen Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ) in Leipzig und Max Kummrow, Leiter des Online-Trainingsinstituts Ofenakademie in Halle Westfalen. Ziel war es, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie man die Emissionen aus den rund 12 Mio. Holzfeuerungen in deutschen Haushalten am stärksten mindern kann. Das Ergebnis vorweg: „Nach heutigem Stand der Technik werden die niedrigsten Schadstoffemissionen erreicht, wenn Holzfeuerungen mit einer Luftregelung, einer Betriebsdatenerfassung und Abgasreinigung ausgerüstet sind und die Bürgerinnen und Bürger das richtige Heizen mit Holz erlernt haben“, erklärt Prof. Dr. Hartmann.

Nutzerschulung schafft allein 40 Prozent

Verglichen wurden die Ergebnisse von drei Testreihen: Zum einen der Betrieb eines herkömmlichen Holzofens, zum zweiten der Betrieb nach Schulung des Nutzers und drittens der Betrieb nach Schulung und Einbau von abgasreinigenden Komponenten. Den Ausgangswert von 98 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde unterbot der Ofenbetrieb nach Schulung des Nutzers um 39 Prozent. Dazu Prof. Dr. Hartmann: „Daraus wird ersichtlich, dass insbesondere für alle Bestandsanlagen bereits durch die richtige Betriebsweise eines Holzofens Treibhausgaseinsparungen um ca. 40 % realistisch erscheinen, wenn alle Ofenbesitzenden dazu verpflichtet werden würden, einen Ofenführerschein zu machen.“

Plus Abscheider 65 Prozent möglich

Diese Minderungsgrade seien jedoch keinesfalls ausreichend, so dass zusätzliche Technik in Form von Verbrennungsluftregelung, Katalysator und Staubabscheider in Bestandsanlagen nachzurüsten und in Neuanlagen zu integrieren seien. Beispielsweise ließen sich durch die Verwendung eines Staubabscheiders in Kombination mit dem Ofenführerschein die Black Carbon-Emissionen erheblich um bis zu 95 % mindern. Hartmann: „Damit läge der CO2-Emissionsfaktor für einen Holzofen mit Ofenführerschein und Abscheider bei 34,3 g/kWh, das bedeutet um 65 % niedriger als ohne Ofenführerschein und Abscheider heutiger Anlagen.“ Die Kombination aus Ofenführerschein und Abscheider sei vor allem für alle Bestandsanlagen von großem Interesse, da zugelassene Abscheider an vielen älteren Öfen nachgerüstet werden können.

Plus Katalysator 80 bis 98 Prozent

Für neue Holzöfen böte es sich an, brennraumintegrierte Katalysatoren einzusetzen, um die Abgaskomponenten für CO und CH4 sowie andere Kohlenwasserstoffe erheblich weiter zu mindern. Ein solcher Katalysator könne die CO-Minderung auf 80 % steigern und zusätzlich die Staubminderung auf 98 % erhöhen. Damit läge der CO2-Emissionsfaktor für einen Holzofen mit Ofenführerschein, Abscheider und integriertem Katalysator bei 29,6 g/kWh und liegt damit um 70 % niedriger als ohne Ofenführerschein, Abscheider und Katalysator der heutigen Anlagen ohne jegliche Emissionsminderung.

Holzofen so sauber wie Wärmepumpe

„Die Kombination aus Ofenführerschein, Abscheider und Katalysator sowie eine möglichst automatische Verbrennungsluftregelung an Stückholzöfen ist ab 2030 als gesetzlich verpflichtend zu empfehlen“, fasst Prof. Hartmann die Ergebnisse zusammen. Dann wären die Treibhausgasemission eines Holzofens vergleichbar mit denen einer Wärmepumpe. Und „ein akzeptabler Wert erreicht, der einen Betrieb des Holzofens auch bei deutlich verschärften Abgasgrenzwerten erlaubt“, schließt Hartmann.

Mehr Infos

Die ganze Studie Hartmann, Ingo; Kummrow, Max (2023), “MODELLING GHG REDUCTION THROUGH EMISSION REDUCTION AT LOG WOOD STOVES”, Mendeley Data, V1, doi: 10.17632/
ygt84rzkbj.1 findet sich zum Download oder Nachlesen – auch in Deutsch – online auf: https://data.mendeley.com/datasets/ygt84rzkbj/1

www.dbfz.dewww.ofenakademie.de

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