Schlechte Luft gefährdet unsere Gesundheit. Besonders kritisch sind Feinstaub und Stickoxide. Darin sind sich Experten aller Fachrichtung einig. Große Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wenn es um das Handling von absoluten Zahlen möglicher Todesopfer geht.
Die Messwerte sind eindeutig: Die Belastung in der gesamten EU ist zwischen 2005 und 2020 um 45 Prozent zurückgegangen. Dennoch beklagt die Europäische Umweltagentur 28.900 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub allein in Deutschland. Das wären etwa 2,5 Prozent der fast einer Million Toten, die das Statistisches Bundesamt für 2020 erfasste. „Die absoluten Zahlen machen Schlagzeilen; sie beeindrucken Politiker, Journalisten und Leser gleichermaßen. Aber: Die Zahlen sind jedes Jahr aufs Neue irreführend“, weiß Dr. Johannes Gerstner, der vor zwei Jahren schon die Studie „Regenerative Wärme aus Holz“ für die Initiative #ofenzukunft geschrieben hat.
Methode hält Überprüfung nicht stand
Denn einen echten Rückschluss von der örtlichen Belastung durch Luftschadstoffe auf die Mortalität der örtlichen Bevölkerung lässt diese Zahl nicht zu. Denn an Feinstaub ist keine dieser Personen weder gestorben noch erkrank, wie der Online-Blog „Über-Medien“ in seinem Beitrag https://uebermedien.de/103673/warum-sie-von-den-angeblich-3-527-feinstaub-toten-in-berlin-keinen-persoenlich-kannten/ berichtet. Sondern es wird die Zahl der Menschen angegeben, deren Lebenszeit sich statistisch durch Feinstaub verkürzt hat. Der Blick auf die „vorzeitigen Toten“ gilt als stark irreführend – in der Medizin ist ihre Verwendung in lauter Kritik (Morfeld/Erren 2019) – auch die mathematische Formel hat sich bereits vor über 30 Jahren als sehr ungenau und stark fehleranfällig herausgestellt (Robins/Greenland 1991).
Falsche Maßeinheit und Größen
Einen auch für Laien verständlichen Zugang zum Thema „Zusammenhang von Luftqualität und Sterberisiko“ bietet das Wissenschaftsmagazin Quarks des WDR auf seiner Website unter dem Link https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/darum-sind-vorzeitige-todesfaelle-durch-schlechte-luft-unsinn/. Nach dort erläuterten wissenschaftlichen Berechnungskonzepten verkürzt die aktuelle Feinstaubbelastung die Lebenszeit eines jeden Deutschen um durchschnittlich einige Stunden pro Lebensjahr. Laut Quarks-Experte Axel Bach sind die aufgeregten Diskussionen um die vermeintlichen Feinstaub-Toten überflüssig. Denn die Absender hantierten mit falschen Maßeinheiten und populistischen Zahlengrößen. Und die Medien tappten in die Falle, wenn sie die Zahlen unhinterfragt übernehmen oder die falschen Schlüsse daraus ziehen.
Frage muss neu gestellt werden
„Wir dürfen keine Angst vor Tausenden Stickoxid-Toten haben, sondern wir müssen uns fragen: Was wären wir bereit zu unternehmen, um den Verlust von 8 bis 14,5 Stunden pro Jahr unserer Lebenszeit zu verhindern? Und, möchten wir vielleicht für Kinder rein vorsorglich eine noch bessere Luft?“, schreibt Autor Bach auf der Quarks-Website. – Unter diesem Aspekt sollte man, so Bach, die ganze Grenzwertdiskussion neu führen, würde dann aber möglicherweise zu anderen Ergebnissen kommen als bisher.
Weiter an Luftverbesserung arbeiten
„Die Behörden in Brüssel, in Berlin und einigen Bundesländern wie auch einige NGOs müssen endlich damit aufhören, unsere Luft schlechter zu reden als sie ist. Und wir sollten weiter an der Verbesserung ihrer Qualität arbeiten. Aber mit Sinn, Verstand und klugen Technologien statt mit Ideologien und Populismus,“ sagt Robert Mülleneisen, Sprecher der Initiative Ofenzukunft.
Mehr Infos zum Weiterlesen
https://www.ofenzukunft.de/wp-content/uploads/2024/06/OZ_Studie_f_ae.pdf
