Wenn Deutschlands größte Tageszeitung Bild „Regierung legt Kaminöfen still“ titelt, kann einem Ofenhersteller, Ofenhändler oder Ofenbauer schon mal der Kragen platzen. Zur Jahreswende nimmt die Zahl der Falschmeldungen zum Thema Heizen mit Holz in deutschen Medien deutlich zu.
Dr. Johannes Gerstner, Medienbeobachter der Initiative #ofenzukunft, weiß es besser: „Die Kamin- und Kachelöfen in Deutschland werden entgegen der Behauptung nicht stillgelegt. Die gesetzliche Vorgabe betrifft schätzungsweise 1,9 Millionen Geräte, von denen viele aus verschiedenen Gründen noch nicht ausgetauscht oder mit einem Staubabscheider nach Stand der Technik nachgerüstet wurden.“ Über 90 Prozent der Kamin- und Kachelöfen dürfen mittlerweile ohne Änderung weiterbetrieben werden. Das seien nicht nur die Ausnahmen bei offenen Feuerstätten, Grundöfen oder Küchenherden, sondern auch eine Vielzahl moderner Feuerstätten, die die gesetzlichen Vorgaben bereits erfüllen.
Branche nimmt Herausforderung an
„Feinstaub aus Kaminöfen ist natürlich kein erfundenes Problem, wie es der Artikel in der Bild-Zeitung Glauben macht, sondern eine Herausforderung, der sich die Branche schon seit langer Zeit und mit permanenten technologischen Verbesserungen wie Brennraumoptimierungen, Abbrandregelungen, Katalysatoren und Staubabscheidern stellt“, ergänzt Yvonne Xeller, Sprecherin der Initiative #ofenzukunft.
Stammtisch-Parolen helfen nicht
Bild-Kolumnist Gunnar Schupelius beendete seinen Kommentar unter der oben zitierten Überschrift mit den Worten „Der Griff der Regierung nach dem Kamin im Wohnzimmer ist unangemessen, es ist eher ein Übergriff.“ Aber das versöhnt Yvonne Xeller nicht: „Stammtischparolen helfen wenig bis gar nicht dabei, dem Heizen mit Holz die Zukunft zu sichern.“
„Nachdrehe“ am Folgetag
Durch eine Intervention der Initiative #ofenzukunft hat Bild am Folgetag eine Nachdrehe veröffentlicht, unter der Überschrift „So groß ist die Wut auf das Kaminofen-Verbot“ die Fakten richtig benannt. Und Einblick in eine Vielzahl empörter oder betroffener Leserzuschriften gegeben. Fazit des Kolumnisten: „Umweltpolitik wird rigoros durchgesetzt, gegen den Willen und die Möglichkeiten der Normalverdiener.“
Mehr Fairness gefordert
Dr. Johannes Gerstner ist selbst Journalist und weiß nur zu gut, warum sich die Zahl der Fake-News zur Jahreswende häuft: „Der Fristablauf zum 31. Dezember diktiert die Aktualität. Wenige Kollegen in den Medien missbrauchen die hohe Emotionalität des Themas bewusst, um ihre Leser- oder Klickzahlen gezielt zu erhöhen. Andere scheint die Komplexität von Gesetzgebung und technischen Möglichkeiten rund um das Heizen mit Holz zu überfordern.“ Er wünscht sich mehr Fairness gegenüber Holzofen-besitzenden Verbrauchern und allen, die das Heizen mit Holz als wichtige Chance für die Energiewende erkannt haben.