Für die Initiative #ofenzukunft des GVOB ist das erste Jahr abgelaufen. Zeit für eine erste Zwischenbilanz mit Guido Eichel. Der HAGOS-Vorstand war von der ersten Stunde als Impulsgeber und Beirat dabei, kümmert sich seither um die Akquise von Sponsoren und unterstützt aktiv die Kontaktarbeit auf der politischen Bühne.
Herr Eichel, das erste Jahr ist rum. Hat die Initiative #ofenzukunft schon ihre Ziele erreicht?
Nein, wo denken Sie hin? Aber wir haben viel geschafft. Da war zum einen der Aufbau des Teams, zum anderen der Aufbau unseres Online-Blogs auf www.ofenzukunft.de. Aber auch das Zusammentragen von rund 2.000 persönlichen E-Mail-Adressen aus Politik, Medien und Wirtschaft, die wir seither jederzeit direkt erreichen können. Gestartet sind wir dann nach den Sommerferien mit den ersten Newslettern. Und auch mit den ersten Gesprächsterminen.
Wie funktioniert das mit dem Newsletter?
Dahinter steht eine hoch professionelle Redaktion, die täglich alle Impulse zu unserem Kernthema Heizen mit Holz prüft und auswertet. Von dort kommen auch viele Impulse für Reaktionen oder Aktionen. Zumeist in Form von Statements zu Gesetzgebungsverfahren, die wie ein Zeitungsartikel für jeden verständlich aufbereitet sind. Seit September hat es jeden Monat mindestens einen Newsletter mit vier bis sechs Themen gegeben, zumeist an alle unsere Zielgruppen.
Welche Reaktionen gab es bisher?
Anfangs kamen vereinzelt Abmeldungen vom Newsletter, darunter auch von Politikern, die wohl nicht verstanden hatten, dass das Thema auch in ihren Bereich Wirtschaft, Umwelt oder Verbraucherschutz fällt. Bald mehrten sich weitere Anmeldungen zu unserem Newsletter, vor allem aus allen Bereichen der Ofenbranche. Auch die ersten Kommentare gesellten sich zu unseren Artikeln. Aktuell nehmen die Anfragen aus Politik und Medien zu.
Das klingt schon nach viel Wahrnehmung in nur einem halben Jahr?
Ja, stimmt. Wir werden dank unserer starken inhaltlichen Arbeit und dank unseres Büros in Berlin schon als seriöse Interessenvertretung mit klarem Fokus wahrgenommen. Und zwar genau so wie wir es wollen: Als Branche, die etwas beizutragen hat und als Branche, die den Dialog sucht. Nicht, um nötige Entwicklungen wie die Wärmewende oder mehr Klimaschutz zu behindern, sondern um diese zu befördern.
Und Sie haben zusammen mit anderen Aktiven der Initiative das Gespräch mit der Politik gesucht…
Und auch gefunden: Wir haben mit Prof. Messner vom Umweltbundesamt diskutiert; wir haben den Dialog mit der KfW und dem Bundesbauministerium angestoßen und wir haben bereits mit einer ganzen Reihe von Politikern auf Bundes- und Landesebene persönlich gesprochen. Details zu listen, würde hier den Rahmen sprengen, wer mehr wissen will, liest sich bitte auf www.ofenzukunft ein.
Dürfen wir darauf hoffen, dass das Heizen mit Holz bald wieder als salonfähig gilt?
Ihre Ungeduld ehrt sie. Aber das ist ein dickes Brett, an dem wir bohren. Unser Ziel ist es, dem Heizen mit Holz die Zukunft zu sichern. Das klingt einfach, ist aber ziemlich komplex. Denn wir müssen zuerst daran arbeiten, dass Verbraucher wie Entscheider das Bild vom stinkenden Kamin aus dem Kopf bekommen. Stattdessen geht es darum, die Rolle der Holzheizung in der Wärmewende zu vermitteln. Und wir müssen als Branche Mitverantwortung für die Luftreinhaltung übernehmen.
Was ist das nächste Ziel?
Wir arbeiten darauf hin, dass sich Medien wie Politiker immer häufiger differenziert und unvoreingenommen mit den Rollen des nachwachsenden Rohstoffs Holz und der Wärmequelle Ofen in der Energiewende auseinandersetzen. Weil uns die eng fokussierten Klimaschützer zeitlich mehrere Nasenlängen voraus waren, müssen wir zudem zeitgemäße Antworten auf die Forderung nach einer Minimierung der Schadstoffbelastung aus der Holzheizung bieten. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.
Was wünschen Sie sich für die Initiative #Ofenzukunft in 2024?
Zuerst, dass es uns weiterhin gelingt, die gute Mannschaft zusammenzuhalten. Dann natürlich, dass wir weitere Gespräche mit Politikern und Ministerialen führen, die über unsere Themen entscheiden. Und ich wünsche mir, dass mehr Kolleginnen und Kollegen aus der Branche erkennen, wie effektiv und effizient diese Arbeit nach außen wie nach innen wirkt. Wir haben einen prall gefüllten Ideenkoffer, aus dem wir mehr und mehr umsetzen könnten, wenn mehr Hersteller, Fachhändler und Ofenbauer die Arbeit der Initiative inhaltlich wie finanziell unterstützen würden. Der gute Start macht Lust auf mehr.
Und was wünschen Sie sich für die Ofen-Branche?
Vor allem mehr Zeit, um die Ziele der Politik umzusetzen. Forderungen auf Basis theoretischen Wissens zu formulieren ist einfach, ständig neue Ziele in der Praxis umzusetzen jedoch keineswegs. Unsere Industrie ist hochgradig entwicklungsfähig. Alle arbeiten an dem Thema saubere Verbrennung. Aber der Weg von der Produktidee bis zur Akzeptanz im Markt ist weiter als jener von der Empfehlung der Wissenschaftler bis zum neuen Gesetz.
Was motiviert Sie persönlich, Herr Eichel, sich so stark für das Thema Heizen mit Holz einsetzen?
Die Branche ist insgesamt sehr kleinteilig und politisch bisher nicht stark vertreten. Sie treffen hier oft auf Kleinstunternehmen – Meister, Ehefrau und Geselle – an, die sich sehr schwertun, auf sich plötzlich veränderte Markt- und Umweltbedingungen adäquat zu reagieren. Die handwerkliche Leistungsfähigkeit dieser Branche ist aber sehr besonders und erhaltenswürdig. Aus diesem Grund versuche ich Allianzen zu schmieden, die die Zukunft des Ofenbaus absichern.