Um die EU-Klimaziele für den Zeitraum 2030 bis 2050 zu erreichen, sind in allen Sektoren größere Anstrengungen erforderlich, heißt es im neuesten Bericht des Europäischen Wissenschaftlichen Beirats zum Klimawandel (ESABCC). Der Bericht “Towards EU climate neutrality: progress, policy gaps and opportunities” (Auf dem Weg zur Klimaneutralität der EU: Fortschritte, politische Lücken und Möglichkeiten) zeigt die wichtigsten Lücken in der EU-Klimapolitik für die Zeit nach 2030 auf, wobei die Schaffung stabiler Investitionsaussichten für erneuerbare Energien und die Überarbeitung der EU-Energiesteuer als dringende Maßnahmen genannt werden.
„Wettlauf mit der Zeit“
“Das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 ist ein Wettlauf mit der Zeit, und wir können es uns nicht leisten, uns jetzt zurückzulehnen. Um auf dem richtigen Weg zu bleiben, müssen wir sicherstellen, dass unsere heutigen Maßnahmen mit unseren langfristigen Zielen übereinstimmen, und wir müssen damit beginnen, uns auf noch stärkere Reduktionen nach 2030 vorzubereiten”, sagt Ottmar Edenhofer, Vorsitzender des Beirats und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Ab 2030 schärfere Gangart
Der Bericht enthält wichtige Empfehlungen für eine wirksamere Umsetzung und Gestaltung des klimapolitischen Rahmens der EU in allen Sektoren, insbesondere in den Bereichen Gebäude, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft. Der ESABCC stellt fest, dass die EU-Politik noch nicht vollständig auf die Notwendigkeit des Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen abgestimmt ist. Der Beirat empfiehlt, die bestehenden EU-Politiken für die Zeit nach 2030 zu reformieren, einschließlich zusätzlicher Anpassungen des wichtigsten EU-Emissionshandelssystems (EU ETS). Neue politische Maßnahmen sind erforderlich, um eine ehrgeizigere Verringerung der Nachfrage nach material-, energie- und treibhausgasintensiven Produkten zu erreichen.
Luftverschmutzer stärker zur Kasse bitten
Der Beirat empfiehlt, die schädlichen Subventionen für fossile Brennstoffe, die sich EU-weit auf 50 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, vollständig abzuschaffen. Da die Emissionen in der Landwirtschaft nicht zurückgehen, schlägt der Bericht vor, die Unterstützung von emissionsintensiven landwirtschaftlichen Praktiken wie der Viehzucht auf emissionsärmere Produkte und Tätigkeiten zu verlagern. Darüber hinaus muss bis spätestens 2031 eine Form der Emissionsbepreisung im Agrar- und Landnutzungssektor eingeführt werden. (Dahinter dürfte auch die Forderung nach einer CO2-Bepreisung des Brennstoffs Holz stehen, Anm. der Red.). Die Umsetzung von Umverteilungsmaßnahmen, die auf die am stärksten gefährdeten und betroffenen Haushalte und Unternehmen abzielen, könnte dazu beitragen, dass die öffentliche Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen erhalten bleibt.
Ratgeber aus der Wissenschaft
Der Europäische Wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel ist ein unabhängiges Gremium, das die Europäische Union (EU) mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, Fachwissen und Ratschlägen zum Thema Klimawandel versorgt. Der Beirat bewertet politische Maßnahmen und identifiziert Aktionen und Möglichkeiten, um die Klimaziele der EU erfolgreich zu erreichen. Er wurde 2021 durch das Europäische Klimagesetz eingerichtet und besteht aus 15 unabhängigen, hochrangigen wissenschaftlichen Experten, die ein breites Spektrum an relevanten Disziplinen abdecken.
15 Experten aus ganz Europa
Zu den Mitgliedern des EU-Klimabeirats gehören neben dem Beiratsvorsitzenden Ottmar Edenhofer Maarten van Aalst, University of Twente, Jette Bredahl Jacobsen, University of Copenhagen, Constantinos Cartalis, National and Kapodistrian University of Athens, Suraje Dessai, University of Leeds, Laura Díaz Anadón, University of Cambridge, Vera Eory, Scotland’s Rural College, Edgar Hertwich, Norwegian University of Science and Technology in Trondheim, Lena Kitzing, Technical University of Denmark, Elena López-Gunn, ICATALIST, Lars J. Nilsson, Lund University, Keywan Riahi, International Institute for Applied Systems Analysis, Joeri Rogelj, Grantham Institute of the Imperial College London, Nicolaas Schrijver, Leiden University und Jean-Francois Soussana, French National Research Institute for Agriculture, Food and the Environment.
Den ganzen Report finden Sie hier, nur in Englisch, zum Download.