Hausbesitzer, die ihre persönliche Wärmewende bereits vollzogen haben, hoffen auf einen warmen Winter: Zum Beginn des neuen Jahres steigen auch ihre Stromkosten um weitere zehn Prozent, da die Bundesregierung die Subventionen für die Netzentgelte komplett gestrichen hat. Mehr Pragmatismus fordert die Initiative #ofenzukunft deshalb von der Politik: „Die Preisspirale ist noch am Anfang. Der Um- und Ausbau unserer Stromversorgung wird noch viel, viel teuer“, sagt Sprecher Robert Mülleneisen. Das sei ein Grund mehr, das Heizen mit Holz endlich als Brückentechnologie in der nötigen Wärmewende anzuerkennen.
Heizwärme macht etwa drei Viertel des Gesamtenergiebedarfs eines deutschen Haushalts auf, der Strombedarf liegt bei einer konventionellen Heizung gerade einmal bei einem Viertel. Wer seine Heizung umstellt auf eine Wärmepumpe, braucht nur noch Strom. Und mit dem Verbrauch steigen die Kosten enorm. Je nach Alter des Hauses können das bis zu 12.000 Euro pro Jahr und mehr sein. Das schreckt in diesen Tagen vor allem die Besitzer älterer Gebäude davon ab, in eine Wärmepumpe zu investieren.
Noch zu früh, allein auf Strom zu setzen
„Die Wärmewende wäre für die privaten Haushalte ungleich einfacher, wenn man es von Seiten der Politik nicht so dogmatisch angehen würde“, sagt Hubertus Brunner, Geschäftsführer eines Heiztechnik-Unternehmen aus dem niederbayerischen Eggenfelden. Ein Kardinalfehler der Bundesregierung sei es, allein auf erneuerbar erzeugten Strom zu setzen, obwohl davon bislang weder genügend produziert noch gespeichert oder gar in die Tiefen der Republik transportiert werden könne.
Strom zum Heizen derzeit viel zu teuer
Auch Ortsverteilnetze und Hausanschlüsse seien bundesweit noch zu gering dimensioniert, um immer mehr Gebäude mit Strom zu beheizen. Hinzu komme der aktuelle Strompreis, der in Deutschland so hoch wie in keinem anderen Land Europas sei. Brunner: „Der Strom ist zum Heizen noch viel, viel zu teuer.“ Das liege auch daran, dass sich zu den Kosten von Produktion und Transport und Service Steuern und Abgaben addieren, die zuletzt rund 29 Prozent des Preises ausmachten.
Nachwachsende Rohstoffe als Brücke
Die Initiative #ofenzukunft hat sich zum Ziel gesetzt, die Wärmewende zu fördern. Mülleneisen: „Unseres Erachtens kann der Wechsel von fossilen auf regenerative Energieträger nur gelingen, wenn wir die nachwachsenden als Brücke nutzen.“ Oder ganz praktisch: „Wer sein Haus an den kältesten Tagen mit einem modernen, emissionsarmen Holzofen heizt, kann die Spitzen des Stromverbrauchs seiner Wärmepumpe brechen.“ Entlastung bei den Kosten verspreche auch eine höhere Akzeptanz für das nötige Umsteuern.
Holz vielerorts regional verfügbar
Hubertus Brunner ergänzt: „Der Holzofen ist vor allem da ideal, wo in der Region ausreichend Brennholz vorhanden ist. Das gilt für weite Teile Deutschlands.“ Wer vor Ort – weitgehend von internationalen Rohstoffmärkten unabhängigen – auf den Energieträger Holz zurückgreifen könne, sei in diesen Tagen fein raus. Betreiber von Holzöfen könnten auch in 2024 auf einen stabilen Holzpreis vertrauen. Aber: Rund 300.000 Ofenbesitzer bundesweit müssten im neuen Jahr auch investieren. Sie werden von ihrem Schornsteinfeger aufgefordert, aufgrund schärferer Grenzwerte ihre alten Öfen zu ersetzen durch neue Geräte, die weniger CO2 und andere Schadstoffe ausstoßen.
Dogmatismus durch Pragmatismus ersetzen
Am Ende bleibe die Erkenntnis, dass die Wärmewende nicht allein mit Strom zu schaffen sei. Robert Mülleneisen: „Für eine möglichst schnelle Transformation in Richtung CO2-neutraler Wärmemarkt müssen alle verfügbaren Quellen und alle verfügbaren Technologien genutzt werden.“ Deshalb sei die Politik auch gefordert, den Dogmatismus zu beenden und auf einen gesunden Pragmatismus und mehr Augenmaß zu setzen. „Ohne die Akzeptanz der Hausbesitzer und Wähler droht die Wärmewende zu scheitern.“