In Berlin sind jetzt die Eckpunkte der Nationalen Biomassestrategie vorgestellt worden. Wichtigste Erkenntnis für alle, die mit Holz heizen: „Fragen der kurzfristigen Rolle der Bioenergie im Kontext der Energieversorgungssicherheit stehen nicht im Fokus der Strategie,“ heißt es aus Berlin. Das löst bei der Initiative #ofenzukunft Unverständnis aus: „Was nutzen uns Visionen, wenn die warme Stube gefährdet ist“, sagt Robert Mülleneisen, Sprecher der Initiative.
Die Nationale Biomassestrategie, kurz NABIS, sei allein darauf ausgerichtet, mittel- und langfristig Perspektiven für die Nutzung von Biomasse aufzuzeigen. Ziel von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium, von Bundeslandwirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium sei es, in Deutschland eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung sicherzustellen, die sich konsequent an den Klima-, Umwelt- und Biodiversitäts-Zielen orientiert, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums (BMWK).
Strategie soll 2025 verabschiedet werden
Wie ein Sprecher von Minister Robert Habeck (Grüne) mitteilt, schaffe die Bundesregierung damit die Grundlage für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Wald-, Land- und Abfallwirtschaft. Das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial, der Erhalt natürlicher Ökosysteme und das Food-First-Prinzip (Vorrang der Ernährungssicherheit) bildeten dabei den Handlungsrahmen. Auf Basis dieser Eckpunkte solle die Strategie im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet und im kommenden Jahr verabschiedet werden. Damit setze die Bundesregierung einen weiteren Auftrag aus dem Koalitionsvertrag um.
Stoffliche vor energetischer Nutzung
Angaben des BMWK zufolge wird Agrar- und Forst-Biomasse in Deutschland bereits in vielen Bereichen eingesetzt – auch um Deutschlands Klimaziele zu erfüllen. Dazu zählten zum Beispiel Gülle für die Biogas- und damit Energieproduktion und Holz für die Baubranche. In Zukunft werde die Nachfrage nach Biomasse steigen. Zugleich sei das nachhaltig verfügbare Potenzial weltweit begrenzt. Umso wichtiger sei es, strategische Leitprinzipen für die nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung aufzustellen, um mehr Anreize und Vorgaben für einen nachhaltigen Biomasseeinsatz zu setzen. Das wichtigste Leitprinzip sei die konsequente Kaskaden- und Mehrfachnutzung von Biomasse – also immer der stofflichen Nutzung Vorrang zu geben, die eine möglichst langfristige Kohlenstoffbindung ermöglicht, und erst am Ende der Kaskade energetische Nutzungen in den Blick zu nehmen. Dabei seien immer die effizientesten Dekarbonisierungsoptionen einzusetzen.
Teil der agrar-ökologischen Transformation
Mit der Strategie solle außerdem dem erhöhten Nutzungsdruck – etwa auf Naturschutzflächen – und der Konkurrenz um Flächen, etwa zur Lebensmittelerzeugung, begegnet werden. In diesem Sinne sei die Nationale Biomassestrategie auch Teil der notwendigen agrar-ökologischen Transformation. Die im novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz verankerte Stärkung der Klimaschutzfunktion natürlicher Ökosysteme wie Wälder und Moore solle mit der Strategie ebenfalls erreicht werden.
„Weltverbesserung in Reinkultur“
Das jetzt vorgelegte Eckpunktepapier enttäuscht die Initiative #ofenzukunft: „Man hat das Gefühl, die Ampel versucht noch hektisch Pflöcke für die ferne Zukunft einzuschlagen, anstatt die aktuellen Probleme anzugehen“, sagt Robert Mülleneisen und ergänzt: „Was wir für die Energiewende brauchen, sind pragmatische Lösungen für morgen und nicht noch mehr Wolkenkuckucksheime für überübermorgen.“ Wenn die NABIS so komme wie jetzt abgesteckt, erwartet Mülleneisen nurmehr eine „Weltverbesserung in Reinkultur.“