Deutschland kann bei einer nachhaltigen Holz- und Waldwirtschaft durchaus global als Vorbild gesehen werden. Holz ist – sofern es aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt – als klimaneutral anzusehen. Grundlage hierfür ist jedoch, dass jeder Einschlag, jede Entnahme, zwingend mit einer Aufforstung verbunden ist. Bereits beim Blick zu europäischen Nachbarn sieht dies aber anders aus. Rumänien leidet stark unter teilweise illegalen Kahlschlägen ganzer Landstriche. Und die Abholzung borealer Nadelwälder in Russland, Kanada oder den USA ist in ihren Auswirkungen ähnlich kritisch zu sehen wie die Abholzungen des Amazonas-Regenwaldes. Deutschland ist international eine rühmliche Ausnahme in der Waldnutzung, der es nachzueifern gilt.
Wie das Statistische Bundesamt festhält, ist die Waldfläche in Deutschland zwischen 2016 und 2020 um 49.587 Hektar angewachsen – ein Plus von 0,5 Prozent. Lediglich in Bremen und Nordrhein-Westfalen gab es einen Rückgang der Waldfläche. Soweit die gute Nachricht. Der Klimawandel bereitet allerdings auch in Deutschland erhebliche Probleme mit dem Wald.
Zwischen 2018 und 2020 fielen in Deutschland nach dem Waldbericht 170,6 Millionen Quadratmeter Schadholz aufgrund von Stürmen und Trockenheit an. Von der Schadholzmenge stammen nur 14,1 Millionen Quadratmeter bzw. 8,3 Prozent von Laubbäumen, obwohl Laubwälder 43,2 Prozent des deutschen Waldes ausmachen. Insbesondere die Fichten-Monokulturen leiden unter dem Wandel hin zu wärmeren und trockeneren Sommern. Das Resultat sind regional auch Kahlschläge, wie sie etwa im Harz aktuell sehr eindrucksvoll zu besichtigen sind und wie sie im Bayrischen Wald lautstark betrauert wurden. Bedingt durch die Schäden betrug die wieder aufzuforstende Fläche zwischen 2018 und 2020 bereits 277.000 Hektar.
Allein die Schadholzmengen in Deutschland machen deutlich, dass ein Verzicht auf die Holzverbrennung letztlich den Verzicht auf ein vorhandenes Energiepotential bedeutet. Richtig ist: Im Holz gebundener Kohlenstoff bleibt umso länger in gebundener Form, je langlebiger die Produkte sind, die aus Holz gefertigt werden. Der Möbelbau ist hierbei ebenso ein klassischer Anwendungsbereich wie das Bauwesen. Längst werden aus Holz nicht mehr nur einfache Blockhütten gefertigt. Spezialfirmen stellen aus Holz auch höchst belastbare Träger für freitragende Hallen her. Und das HoHoHa – das Holzhochhaus – in der Seestadt Aspern in Wien zeigt eindrucksvoll, dass man mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz auch problemlos in die Höhe bauen kann.
Richtig ist aber auch, dass Holz nicht alles Holz für die stoffliche Verwendung geeignet ist. Allein 2020 blieben in Deutschland 4.327.000 Quadratmeter Holz (ohne Rinde) unverwertet, was 5,4 Prozent der Gesamteinschlagsmenge von 80,42 Millionen Quadratmeter (ohne Rinde) bedeutet. Da es sich hierbei um Holz aus dem Wald handelt, das nicht chemisch oder anderweitig behandelt wurde, ist mindestens eine thermische Nutzung des Rohstoffes Holz möglich, entweder aufgearbeitet als Scheitholz oder aber für die Restbestände als Pellets oder Holzbriketts.
Um die Nachhaltigkeit der Nutzung von Holz als Energieträger besser einschätzen zu können, lohnt auch der Blick in die Außenhandelsstatistik mit Energieholz. Bei klassischem Brennholz wird der heimische Bedarf von 9,8 Millionen Tonnen zu 99,8 Prozent auch aus einheimischen Quellen abdeckt, bei Holzbriketts immerhin zu 79,4 Prozent und bei Altholz zu 95,4 Prozent. Bei Holzpellets hat Deutschland einen Exportüberschuss im Saldo von etwas über einer halben Million Tonnen pro Jahr. Die Zahlen zeigen: Holz ist ein einheimischer Rohstoff mit einer sehr hohen heimischen Verfügbarkeit, dessen Nachhaltigkeit bei einheimischer Produktion zudem am höchsten ist.
Der Energieholzbereich ist natürlich nur ein Aspekt der Holzhandelsstatistik. Insbesondere Bauholz hat im Zuge der Corona-Krise einen erheblichen internationalen Nachfrageanstieg erlebt, der zu Engpässen auch auf den heimischen Baustoffmärkten führten. Zwischenzeitlich waren etwa Dachlatten kaum verfügbar, und wenn, dann wurden sie wie Goldstaub bewertet. Trotz allem bleibt aber festzuhalten: Holz ist vor allem ein Rohstoff, der regional produziert und auch regional verarbeitet wird.
Quellen:
Studie #ofenzukunft: Regenerative Wärme aus Holz als notwendiger Partner der Klimawende 2050
Statistisches Bundesamt 2022b): Flächengröße des Waldes nach Bundesländern. Online über: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wald-Holz/Tabellen/waldflaeche-bundeslaender.html
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021): Waldbericht der Bundesregierung 2021. Online über: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldbericht2021.pdf?__blob=publicationFile&v=11