Die Professoren Roland Irslinger (von unten links im Uhrzeigersinn), Reinhard Mosandl, Ernst-Detlef Schulze und Albrecht Bemmann fordern den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (Mitte) in einem Brandbrief auf, sich für die Zukunft der energetische Holznutzung stark zu machen. Collage: Initiative #ofenzukunft

Offener Appell an die Politik: Vier Forstexperten verteidigen die energetische Holznutzung

Kritik an verkürzter Klimadebatte: Wissenschaftler fordern realistische Bewertung der Holzenergie

Vier renommierte Forstwissenschaftler schlagen Alarm. In einem offenen Brief an das Bundesministerium für Landwirtschaft sprechen sie sich deutlich für die energetische Nutzung von Holz aus – und warnen vor den Folgen einer politisch motivierten Abkehr von der Holzenergie. Das Schreiben ist ein Appell für eine faktenbasierte Klimapolitik, die die Realität im Wald ernst nimmt.

„Ohne energetische Holznutzung ist die Energiewende nicht zu schaffen“

Roland Irslinger, Ernst-Detlef Schulze, Albrecht Bemmann und Reinhard Mosandl – vier emeritierte Professoren mit jahrzehntelanger Erfahrung in Waldbau und Klimawissenschaft – wenden sich mit Nachdruck gegen die in Teilen der Politik und Öffentlichkeit verbreitete These, die Verbrennung von Holz sei klimaschädlich oder gar kontraproduktiv. Ihre Botschaft: Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist und bleibt erneuerbare Energie – und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Energiewende.

Die Wissenschaftler betonen, dass nahezu alle Wälder in Deutschland und der EU nachhaltig bewirtschaftet werden – zertifiziert, dokumentiert und planvoll. Nur etwa 80 Prozent des jährlichen Holzzuwachses werden genutzt. Das bedeutet: Was geerntet wird, wächst auch nach.

CO₂-neutral und systemrelevant

Ein zentraler Punkt ihres Schreibens ist die Entkräftung der sogenannten Kohlenstoffschuld-These: Die Behauptung, dass bei der Holzverbrennung entstehendes CO₂ erst nach Jahrzehnten wieder im Wald gebunden werde, sei nicht haltbar. Die Bundeswaldinventur zeige, dass bewirtschaftete und ungenutzte Wälder ähnlich hohe Holzvorräte aufweisen. Der Kohlenstoff, so die Argumentation, gelangt bei der natürlichen Verrottung genauso schnell in die Atmosphäre wie bei der energetischen Nutzung.

Die stoffliche Nutzung habe in Deutschland Vorrang – das sei unbestritten. Doch gerade Waldrestholz aus Durchforstungen oder Sägespäne aus der Holzverarbeitung seien für andere Zwecke kaum nutzbar. Würden sie nicht energetisch verwendet, verrotteten sie ungenutzt – und fossile Energieträger müssten ihre Rolle übernehmen.

Waldpflege braucht Absatzmärkte

Neben den klimapolitischen Argumenten führen die Autoren auch forstwirtschaftliche an: Der Verkauf von Energieholz ist für viele Waldbesitzer eine wichtige Einnahmequelle. Ohne diesen Markt unterbleiben dringend notwendige Pflegemaßnahmen, etwa in jungen Mischwäldern. Das gefährde die Stabilität und Zukunftsfähigkeit unserer Wälder.

Gleichzeitig warnen die Wissenschaftler vor einem Rückgang der sogenannten Senkenleistung. Unbewirtschaftete Wälder hätten meiist geringere Zuwächse – und damit auch eine geringere CO₂-Bindungsleistung. Der Verzicht auf Holznutzung könne somit langfristig sogar klimaschädlich wirken.

Ein Aufruf zur Vernunft

Der Brief endet mit einem klaren Appell an die Politik: Die energetische Holznutzung darf nicht pauschal in Frage gestellt werden. Sie ist Teil nachhaltiger Waldbewirtschaftung – und damit Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel.

Den Brief im Wortlaut können Sie HIER herunterladen.

Die Professoren Roland Irslinger (von unten links im Uhrzeigersinn), Reinhard Mosandl, Ernst-Detlef Schulze und Albrecht Bemmann fordern den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (Mitte) in einem Brandbrief auf, sich für die Zukunft der energetische Holznutzung stark zu machen. Collage: Initiative #ofenzukunft
Die Professoren Roland Irslinger (von unten links im Uhrzeigersinn), Reinhard Mosandl, Ernst-Detlef Schulze und Albrecht Bemmann fordern den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (Mitte) in einem Brandbrief auf, sich für die Zukunft der energetische Holznutzung stark zu machen. Collage: Initiative #ofenzukunft
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